Kreative Intervention in der Erwachsenenbildung

Bilder halten still –

Und können dennoch zum Gegenüber werden.

Sie schweigen – 

Und können den Schlüssel ihres Geheimnisses im Symbol verstecken.

Sie weichen auch nicht aus.

Sie können konfrontieren – 

Und bieten beharrlich ihren Wahrheitsgehalt an.

(Türk und Thies, 1985) 

Meine berufliche Selbständigkeit vor 36 Jahren fällt zeitlich in etwa zusammen mit dem Beginn meiner vierjährigen kunsttherapeutischen Ausbildung bei der AKT in München.

Wie viele von Euch vielleicht wissen, war dies bei meinem ersten Kurs als Trainer mein einziges »Handwerkszeug«, die mich sehr unterstützt haben.

Seitdem bin ich in eigener Regie mit vielen unterschiedlichen Gruppen von Menschen im Bildungsbereich tätig. Natürlich habe ich in den gesamten Jahren viele andere Tools, wie NLP, TA, Gruppendynamik, Coaching, Aufstellungsarbeit etc. genutzt, aber ich habe immer wieder meiner ersten Ausbildung »die Treue« gehalten.

Motiviert durch meine eigenen positiven Erfahrungen mit dem kreativen Medium, bin ich im Laufe meiner Berufstätigkeit dazu übergegangen, zunehmend kreative Methoden in die Seminararbeit miteinzubeziehen. Besonders im Hinblick auf die Verbesserung von Wahrnehmung und kommunikativer Kompetenz

Bildnerische Methoden eignen sich nicht nur zur Selbstreflexion und zur Bewusstmachung unbewusster Probleme und Konflikte. Sondern verbessern auch in der Erkennung der eigenen Fähigkeiten und Stärken.

Aufgrund dieser realistischeren Selbsteinschätzung konnten die Teilnehmer*innen auch realistische Zukunftspläne, bezogen auf ihr berufliches und persönliches Weiterkommen, entwickeln. 

Die Anwendung kreativer Methoden wirkt in meinen Seminaren auf die Teilnehmer*innen oft entspannend und führt sehr schnell zu zwischenmenschlicher Kontaktaufnahme. 

Bei vielen Übungen wird gelacht, was wiederum sehr verbindend ist.

Ich möchte sogar behaupten, dass kreative Interventionen in der Erwachsenenbildung eingesetzt, eine »emanzipatorische« Wirkung haben: Über das bildnerische Medium werden Bedürfnisse, Wünsche und Anforderungen erkannt, benannt und verbindlich dargestellt.

Dieser Prozess ist die Grundlage für die Schaffung neuer Realitäten, die zur individuellen Entfaltung des Einzelnen beiträgt.

Im kommunikativen Bereich unterstützt meine Arbeit vor allem in den folgenden Punkten:

  • Das gemalte Bild ist meist schon eine komplexe non-verbale Mitteilung.
  • Indem über die Bilder gesprochen wird, kann die eigene Wahrnehmung überprüft werden.
  • Ich ermutige die Teilnehmer*innen, freie Assoziationen und Gefühle in Bezug auf die Bilder zuzulassen.
  • Meine Regel ist: Verboten ist jegliche Analyse, Bewertung oder Interpretation – Alles wird phänomenologisch angeschaut.
  • Konflikte werden im Bild viel eher ausgedrückt als verbal. Durch das bildnerische Medium können Konflikte jedoch mit Humor und Leichtigkeit ausagiert werden.
  • Übungen dieser Art basieren auf dem Erleben, wodurch meiner Meinung nach ein viel wirkungsvolleres Lernen erfolgen kann, als durch bloßes »darüber sprechen«. 
  • Bildernische Partnerübungen unterstützen den Dialog über Selbst- und Fremdwahrnehmung (es wird deutlich, wie eigenes Verhalten auf den andren wirkt)

Es gibt:

Einzelübungen

  • Bildernische Ausdrucksübungen (z.B. male Dein momentanes Gefühl)
  • Themenorientierte Symbolisierungen (z.B. stelle Macht dar)
  • Themenorientierte Projektionsübungen (z.B. Autorität)
  • Collagen (z.B. »Meine Zukunft innerhalb des nächsten Jahres ab jetzt«)
  • Zielorientierte Übungen (»Zukunftsbaum«)

Partnerübungen

  • Malerische Kommunikationsübungen (z.B. Dialog in Farbe)
  • Wahrnehmungs- und Beobachtungsübungen
  • Kommunikations- und konfliktorientierte Übungen

Gruppenübungen:

  • Gruppeninteraktionsübungen z.B. Farbinteraktion oder Gruppenteppich)
  • Kooperationsübungen
  • Bildnerische Wahrnehmungs- und Kommunikationsübungen (z.B. Bildwiedergabe)
  • Gruppenprozess und -struktur dokumentierte Übungen

Besonders viele meiner Methoden habe ich seit vielen Jahren in unser Seminar »Business-Coaching und Trainer« mit einbezogen.

Alle Teilnehmer*innen (auch diejenigen, die seit der Schulzeit nicht mehr gemalt haben) hatten in allen Übungen sehr viel Spaß – und erinnern sich noch Jahre später daran.

Außerdem ist das Wertvollste daran, dass viele von uns merken, wie sehr sie auf ihre Intuition vertrauen können, wenn wir uns »dem Bildnerischen hingeben« und die Ratio mal ruhen darf.

So können wir uns manchmal selbst überraschen und schaffen Neues.

Ich würde mich freuen, einige von Euch wiederzusehen.

Herzliche Grüße

Juliane